Das Konsolenmuseum

Die Geschichte der Videospiele

Eine Reise von den Experimenten der Wissenschaft bis zur modernen Gaming-Kultur

Teil 1:

Die Anfänge

Die Geburt der Videospiele (1950er - 1970er Jahre)

Die Wurzeln der Videospiele reichen weiter zurück, als viele denken. Schon in den 1950er Jahren experimentierten Wissenschaftler mit interaktiven Programmen an riesigen Computern.

Eines der ersten Spiele, das als echtes Videospiel im heutigen Sinne angesehen werden kann, war "Tennis for Two" (1958), das auf einem Oszilloskop gespielt wurde.

Ein Oszilloskop zeigt das Videospiel Tennis for Two aus dem Jahr 1958.
Der Physiker William Higinbotham entwickelte 1958 das Videospiel "Tennis for Two" auf einem Oszilloskop. Es gilt als eines der ersten interaktiven Videospiele und wurde für Besucher des Brookhaven National Laboratory als Unterhaltung entwickelt.
Drei Personen betrachten ein Oszilloskop mit dem Spiel Tennis for Two.
Drei Besucher des Brookhaven National Laboratory beobachten eine Vorführung von "Tennis for Two", einem der ersten interaktiven Videospiele, das 1958 von dem Physiker William Higinbotham entwickelt wurde.

Wenig später, im Jahr 1962, entstand "Spacewar!" am MIT. Es war ein Spiel für zwei Spieler, die Raumschiffe steuerten und sich gegenseitig mit Torpedos beschossen. Es war Open Source und wurde schnell von anderen Forschern adaptiert und weiterentwickelt. Eine interessante Story über Spacewar! findet ihr hier.

Der große Durchbruch für die breite Masse kam dann Anfang der 1970er Jahre mit Arcade-Spielen. "Computer Space" (1971) war das erste kommerziell erhältliche Arcade-Videospiel, aber erst "Pong" (1972) von Atari wurde zu einem riesigen Erfolg und legte den Grundstein für die Videospielindustrie.

Eine Gruppe Jugendlicher spielt Pong an einem Arcade-Automaten
Freunde versammeln sich um einen PONG-Automaten. Die Szene zeigt das gemeinschaftliche Erlebnis von Arcade-Spielen in den 70er und 80er Jahren.
Ein großes, weiß-blaues DEC PDP-1-Computersystem, auf dem das Spiel Spacewar läuft, bestehend aus Hauptrechner, Monitor und Steuerkonsolen.
Die Digital Equipment Corporation (DEC) PDP-1 (Programmable Data Processor-1), ein Minicomputer aus dem Jahr 1959. An dieser Anlage entwickelten Studenten des MIT 1962 das bahnbrechende Videospiel Spacewar! (Das Display zeigt den Sternenhimmel, die Steuerkonsolen liegen davor).

Der Aufstieg der Konsolen und der große Crash (1970er - frühe 1980er Jahre)

Nach dem Erfolg von "Pong" begann der Markt für Heimvideospiele zu boomen. Die erste Heimkonsole, die Magnavox Odyssey, gab es zwar schon 1972, aber erst mit der Einführung des Atari VCS (später als Atari 2600 bekannt) im Jahr 1977 wurden Videospiele wirklich zum Massenphänomen für zu Hause.
Titel wie "Space Invaders", "Pac-Man" und "Pitfall!" fesselten Millionen von Spielern an ihre Bildschirme.

Eine Familie sitzt in einem Wohnzimmer im Stil der 70er oder 80er Jahre und spielt ein Videospiel.
Ein Junge spielt an einer Retro-Konsole das Spiel "Space Inivaders" auf einem alten Röhrenfernseher, während seine Familie ihm zuschaut. Die Szene fängt die Atmosphäre der frühen Videospiel-Ära ein.
Magnavox Odyssey mit zwei Controllern und mehreren Spielmodulen.
Die Magnavox Odyssey, die im Jahr 1972 als erste kommerzielle Heimkonsole auf den Markt kam. Das System wurde mit austauschbaren Spielmodulen und zwei Controllern mit Drehregler geliefert.

Nach 1977: Der Boom und der große Crash der Videospiele

Die späten 1970er und frühen 1980er Jahre waren eine turbulente, aber auch enorm prägende Zeit für die Videospielindustrie. Der Erfolg des Atari 2600 (VCS) löste einen wahren Boom aus. Hunderte von Unternehmen sprangen auf den Zug auf und begannen, Spiele für die Konsole zu entwickeln.

Eine Atari 2600 (VCS) Konsole der Holzfurnier-Generation, umgeben von klassischen Cartridges wie Pac-Man und Pitfall! sowie Joysticks.
Die legendäre Atari 2600 (Video Computer System/VCS) Konsole, die Mitte der 1970er Jahre den Heimvideospielmarkt definierte. Die abgebildete 'Woody'-Version (Holzfurnier) ist das bekannteste Modell. Das System wird von berühmten Cartridges wie Pitfall!, Pac-Man und Donkey Kong umgeben.

Das Problem des überfluteten Marktes

Leider führte dieser Boom zu einem ernsthaften Problem: Der Markt wurde mit qualitativ minderwertigen Spielen überschwemmt. Viele Studios produzierten schnell und billig, oft ohne viel Rücksicht auf die Spielqualität. Das Vertrauen der Verbraucher litt enorm.

Ein prominentes Beispiel ist die Atari-Adaption von "E.T. the Extra-Terrestrial" (1982), die als eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten gilt. Der Titel verkaufte sich so schlecht, dass Millionen von unverkauften Modulen in einer Mülldeponie in New Mexico vergraben wurden – eine legendäre Geschichte, die erst 2014 durch eine Ausgrabung bestätigt wurde.

Zwei Personen in Schutzwesten und Helmen graben auf einer Mülldeponie, während eine Gruppe von Zuschauern im Hintergrund zusieht.
Mitarbeiter des Projekts graben auf einer Mülldeponie in Alamogordo, New Mexico, nach den Überresten des sogenannten Atari-Videospiel-Begräbnisses von 1983. Die Aktion von 2014 sollte Gerüchte über die Massenvernichtung von Spielen wie E.T. und Pac-Man bestätigen oder widerlegen.
Beschädigte Atari-Spielboxen, darunter E.T. und Centipede, liegen auf einer Mülldeponie.
Fundstücke von der Ausgrabung in New Mexico. Die Überreste von Spielen wie "Centipede" und "Pac-Man" für die Atari 2600 Konsole wurden in den Überresten des Videospiel-Begräbnisses von 1983 gefunden.

Der Video Game Crash von 1983

Diese Übersättigung und der Vertrauensverlust führten zum sogenannten Video Game Crash von 1983. Der Umsatz der Branche brach dramatisch ein, und viele Unternehmen, darunter auch Atari, gerieten in massive Schwierigkeiten.

Experten und Medien erklärten die Videospielbranche für tot, und es schien, als wäre die kurze Ära der Heimkonsolen vorbei.

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